Der ungeliebte Meister der - Italiens Strmer trotzt dem 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-22

28. März 2015, Vassil-Levski-Sta­dion, Sofia. Ita­lien gas­tiert zum EM-Quali-Spiel in Bul­ga­rien – und wankt. Kurz vor Schluss führt der Gast­geber mit 2:1, als die Squadra Azzurra nach vorne stürmt. Der Ball kommt zur Nummer 17, halb­linke Posi­tion, 20 Meter vor dem Tor. Der Stürmer steht mit dem Rücken zur Grund­linie, dreht sich um seinen Gegen­spieler – und gie­belt einen Strahl in bester FIFA-Manier in die Maschen. Aus­gleich, Abpfiff, Ita­lien bleibt unge­schlagen auf dem Weg nach Frank­reich.

Éder Citadin Mar­tins, genannt Éder, ist 28 Jahre und vier Monate alt, als er in Sofia vor 8.500 Zuschauern seinen Ein­stand in der Natio­nal­mann­schaft mit diesem Tor krönt. Nach einer Stunde hatte Antonio Conte den Angreifer auf den holp­rigen Rasen geschickt, wenige Zei­ger­um­läufe später war Éders Platz in der Squadra sicher. In einem Alter, in dem andere Kicker auf Grund zu hoher Belas­tungen in jungen Jahren bereits langsam auf die Kar­riere-Ziel­ge­rade ein­biegen. 

Nun gehört Éder zum Stamm­per­sonal einer der abge­zock­testen Mann­schaften bei dieser EM. Auch gegen Deutsch­land wird Conte aller Vor­aus­sicht nach von Anfang an auf ihn setzen. Doch nicht jeder Ita­liener ist damit ein­ver­standen.

Man­cini: Ita­lie­ni­sche Natio­nal­mann­schaft nur für Ita­liener“

Éder stammt aus Lauro Müller, einer 13.000-Seelen-Gemeinde in der bra­si­lia­ni­schen Pro­vinz, drei Auto­stunden nörd­lich von Porto Alegre. Die Eltern benannten ihn nach Éder Aleixo de Assis, Stürmer der Seleção bei der WM 1982. Klein Éder sollte in dessen Fuß­stapfen treten – was er auch tat, aller­dings nicht in Bra­si­lien. Nach seiner ersten Pro­fi­saison bei Cri­ciúma Esporte Club wech­selte er 2005, mit 18, ins ita­lie­ni­sche Empoli, Serie B. In das Land seines Urgroß­va­ters – das er seitdem nicht ver­lassen hat.

Seine bra­si­lia­ni­sche Her­kunft stößt einigen Tifosi sauer auf. In Gau­lan­d’­scher Manier for­dern sie Ur-Ita­liener“ für die Squadra Azzurra und keine Oriundi, wie die Spieler mit ita­lie­ni­schem Pass, aber aus­län­di­schem Geburtsort, genannt werden. Ermanno Aebi war der erste von ihnen; der gebür­tige Schweizer mar­kierte 1920 einen Hat­trick gegen Frank­reich. Mauro Camo­ra­nesi aus dem argen­ti­ni­schen Tandil ist der berühm­teste, Welt­meister 2006. Nun also Éder.

Ita­lie­ni­sche Pässe für Tou­risten, das mag ich ein­fach nicht“

Die ita­lie­ni­sche Natio­nal­mann­schaft sollte Ita­lie­nern vor­be­halten sein“, sagte Roberto Man­cini noch nach EM-Start. Neben frag­wür­digen Aus­sagen ist Man­cini ansonsten als Trainer von Inter Mai­land bekannt – und damit als Übungs­leiter von Éder, der seit einem halben Jahr auf Leih­basis bei den Neraz­zurri spielt. Seine Aus­sage dürfte auch Matteo Sal­vini so unter­schreiben. Der Poli­tiker der rechts­po­pu­lis­ti­schen Lega Nord hat zu Spie­lern wie Éder eine spe­zi­elle – und leider nicht exklu­sive – Mei­nung: Ita­lie­ni­sche Pässe für Tou­risten, das mag ich ein­fach nicht. Nur wegen ihrer Groß­väter, Urgroß­väter, Onkel – die spielen doch nur aus finan­zi­ellen Gründen für Ita­lien!“ 

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