Aufsteigbar 11FREUNDE

Das 3:0 vor heimischer Kulisse im Relegationshinspiel war bereits eine Vorentscheidung. Aufgrund des qualitativen Unterschieds rechneten wenige Zuschauer im Rückspiel mit einer großen Sensation und so kam es letztendlich wenig überraschend, dass auch auswärts am Ende ein nie gefährdeter 3:1‑Erfolg auf der Anzeigetafel stand. Der 6:1‑Gesamtsieg aus beiden Spielen bedeutet den Klassenerhalt für den VfB Stuttgart. Der Hamburger SV muss ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga um den Aufstieg spielen.
Dorthin sind nun die Spielerinnen des Hamburger SV aufgestiegen. Wie im Hinspiel der Männer gewann auch in der Relegation der Frauen die Heimmannschaft deutlich und verdient mit 3:0. Im Rückspiel gab es analog zur Bundesligarelegation der Herren einen 3:1‑Auswärtssieg. Im Gegensatz zu ihren männlichen Vereinskollegen standen die HSV-Frauen jedoch auf der Gewinnerseite. Oder besser gesagt auf der Gewinnerinnenseite. Trotz zahlreicher Rückschläge, die weitaus schlimmer als die der Männer der letzten Jahre waren, schafften die Hamburgerinnen nach über zehn Jahren den Sprung aus den regionalen Spielklassen Norddeutschlands zurück in eine bundesweite Liga. Die größte Chance auf eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft bot dabei der größte Tiefpunkt der jüngeren Geschichte.
Von der Bundesliga in die Viertklassigkeit
Jahrzehnte lang galt die Stadionuhr im Volksparkstadion als Symbol für die „unabsteigbaren“ Männer des Hamburger SV. Nach dem Abstieg 2018 wendete sich das Blatt. Seither wird der Herrenmannschaft das gegensätzliche Adjektiv „unaufsteigbar“ zugeschrieben. Die Hamburgerinnen hingegen blicken auf eine Achterbahnfahrt durch das deutsche Ligensystem zurück. Nach drei Bundesligaaufstiegen 1997, 2001 und 2003 beendeten sie die Fahrstuhljahre mit einem neunjährigen Bundesligaaufenthalt, 2011 sogar auf dem vierten Platz. Ein Jahr später folgte dann der wohl bitterste Moment für die Hanseatinnen.
Aufgrund von radikalen Sparmaßnahmen, ausbleibenden Sponsoren und wenigen Zuschauern entschied die Vereinsführung, die Frauenmannschaft aus der Bundesliga zurückzuziehen. Es fehlten 100.000 Euro für den Gesamtetat von 750.000 Euro. Die Misswirtschaft der vorangegangen Jahre traf nicht den Profibetrieb, sondern die Spielerinnen, die ab der darauffolgenden Saison in der drittklassigen Regionalliga Nord antreten mussten. Der Tiefpunkt? Noch lange nicht. Statt des Wiederaufstiegs ging es 2016 noch weiter hinab in die Verbandsliga Hamburg. Innerhalb von vier Jahren hießen die Gegner nicht mehr VfL Wolfsburg und Turbine Potsdam, sondern TuS Appen, TSC Wellingsbüttel oder SC Wentorf.
Mit neuem Konzept zurück
Ganz unten angekommen mussten die Hamburgerinnen sich neu erfinden. Mit dafür verantwortlich ist Catharina Schimpf, die bereits in der Bundesliga für die Rothosen auflief und 2018 vom Bramfelder SV zurück zur Raute kam – in doppelter Funktion als Spielerin und Trainerin mit großen Plänen. „Wir haben damals ein Konzept erstellt, wie wir den HSV im Frauenfußball wieder dahin bringen können, wo er hingehört. Das war die Grundlage für den Weg, den wir heute erfolgreich gehen“, erzählt die heutige Koordinatorin der Frauenabteilung im Gespräch mit 11FREUNDE.
Besagtes Konzept umfasste vor allem junge Spielerinnen aus Norddeutschland, einer Region, die in punkto Frauenfußball zu der Zeit brach lag. Viele der heranwachsenden Fußballerinnen wurden zudem aus dem weiterhin professioniell aufgestellten Nachwuchs, aus der U‑17-Bundesligamannschaft hochgezogen. Und das mit Erfolg. Nach drei Jahren in der vierten Liga stiegen die jungen Hamburgerinnen ohne einen einzigen Punktverlust zurück in die Regionalliga Nord auf. Dort angekommen folgten zwei abgebrochene Saisons aufgrund der Coronapandemie.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeRqrO0wMSinpuZomSFeICVbm9s