Aufsteigbar 11FREUNDE

Publish date: 2024-10-20

Das 3:0 vor hei­mi­scher Kulisse im Rele­ga­ti­ons­hin­spiel war bereits eine Vor­ent­schei­dung. Auf­grund des qua­li­ta­tiven Unter­schieds rech­neten wenige Zuschauer im Rück­spiel mit einer großen Sen­sa­tion und so kam es letzt­end­lich wenig über­ra­schend, dass auch aus­wärts am Ende ein nie gefähr­deter 3:1‑Erfolg auf der Anzei­ge­tafel stand. Der 6:1‑Gesamtsieg aus beiden Spielen bedeutet den Klas­sen­er­halt für den VfB Stutt­gart. Der Ham­burger SV muss ein wei­teres Jahr in der 2. Bun­des­liga um den Auf­stieg spielen.

Dorthin sind nun die Spie­le­rinnen des Ham­burger SV auf­ge­stiegen. Wie im Hin­spiel der Männer gewann auch in der Rele­ga­tion der Frauen die Heim­mann­schaft deut­lich und ver­dient mit 3:0. Im Rück­spiel gab es analog zur Bun­des­li­ga­re­le­ga­tion der Herren einen 3:1‑Auswärtssieg. Im Gegen­satz zu ihren männ­li­chen Ver­eins­kol­legen standen die HSV-Frauen jedoch auf der Gewin­ner­seite. Oder besser gesagt auf der Gewin­ne­rin­nen­seite. Trotz zahl­rei­cher Rück­schläge, die weitaus schlimmer als die der Männer der letzten Jahre waren, schafften die Ham­bur­ge­rinnen nach über zehn Jahren den Sprung aus den regio­nalen Spiel­klassen Nord­deutsch­lands zurück in eine bun­des­weite Liga. Die größte Chance auf eine erfolg­reiche und nach­hal­tige Zukunft bot dabei der größte Tief­punkt der jün­geren Geschichte. 

Von der Bun­des­liga in die Viert­klas­sig­keit

Jahr­zehnte lang galt die Sta­di­onuhr im Volks­park­sta­dion als Symbol für die unab­steig­baren“ Männer des Ham­burger SV. Nach dem Abstieg 2018 wen­dete sich das Blatt. Seither wird der Her­ren­mann­schaft das gegen­sätz­liche Adjektiv unauf­steigbar“ zuge­schrieben. Die Ham­bur­ge­rinnen hin­gegen bli­cken auf eine Ach­ter­bahn­fahrt durch das deut­sche Ligen­system zurück. Nach drei Bun­des­li­ga­auf­stiegen 1997, 2001 und 2003 been­deten sie die Fahr­stuhl­jahre mit einem neun­jäh­rigen Bun­des­li­ga­auf­ent­halt, 2011 sogar auf dem vierten Platz. Ein Jahr später folgte dann der wohl bit­terste Moment für die Han­sea­tinnen.

Auf­grund von radi­kalen Spar­maß­nahmen, aus­blei­benden Spon­soren und wenigen Zuschauern ent­schied die Ver­eins­füh­rung, die Frau­en­mann­schaft aus der Bun­des­liga zurück­zu­ziehen. Es fehlten 100.000 Euro für den Gesamt­etat von 750.000 Euro. Die Miss­wirt­schaft der vor­an­ge­gangen Jahre traf nicht den Pro­fi­be­trieb, son­dern die Spie­le­rinnen, die ab der dar­auf­fol­genden Saison in der dritt­klas­sigen Regio­nal­liga Nord antreten mussten. Der Tief­punkt? Noch lange nicht. Statt des Wie­der­auf­stiegs ging es 2016 noch weiter hinab in die Ver­bands­liga Ham­burg. Inner­halb von vier Jahren hießen die Gegner nicht mehr VfL Wolfs­burg und Tur­bine Potsdam, son­dern TuS Appen, TSC Wel­lings­büttel oder SC Wen­torf.

Mit neuem Kon­zept zurück

Ganz unten ange­kommen mussten die Ham­bur­ge­rinnen sich neu erfinden. Mit dafür ver­ant­wort­lich ist Catha­rina Schimpf, die bereits in der Bun­des­liga für die Rot­hosen auf­lief und 2018 vom Bramfelder SV zurück zur Raute kam – in dop­pelter Funk­tion als Spie­lerin und Trai­nerin mit großen Plänen. Wir haben damals ein Kon­zept erstellt, wie wir den HSV im Frau­en­fuß­ball wieder dahin bringen können, wo er hin­ge­hört. Das war die Grund­lage für den Weg, den wir heute erfolg­reich gehen“, erzählt die heu­tige Koor­di­na­torin der Frau­en­ab­tei­lung im Gespräch mit 11FREUNDE.

Besagtes Kon­zept umfasste vor allem junge Spie­le­rinnen aus Nord­deutsch­land, einer Region, die in punkto Frau­en­fuß­ball zu der Zeit brach lag. Viele der her­an­wach­senden Fuß­bal­le­rinnen wurden zudem aus dem wei­terhin pro­fes­sio­niell auf­ge­stellten Nach­wuchs, aus der U‑17-Bun­des­li­ga­mann­schaft hoch­ge­zogen. Und das mit Erfolg. Nach drei Jahren in der vierten Liga stiegen die jungen Ham­bur­ge­rinnen ohne einen ein­zigen Punkt­ver­lust zurück in die Regio­nal­liga Nord auf. Dort ange­kommen folgten zwei abge­bro­chene Sai­sons auf­grund der Coro­na­pan­demie.

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